Über das Projekt

Hintergrund und Ziele

Lokale Landnutzungs- und Naturschutzpraktiken sind Schlüsselfaktoren des Biodiversitätswandels. Dennoch gelingt es bisher nicht, Biodiversitätsdaten in die Entscheidungsprozesse auf der lokalen Ebene einzubeziehen. Denn die zur Verfügung stehenden Daten haben oft einen für die Praxis ungeeigneten taxonomischen und ökologischen Fokus, sind von unzureichender räumlich-zeitlicher Auflösung oder die Datenprodukte sind für örtliche Entscheidungsträger unzugänglich. Zugleich fließen die Daten, die bei lokalen Praxisakteuren und Verwaltungsbehörden vorliegen, bisher nicht in die Biodiversitätsdateninfrastrukturen ein, um die Forschung zu Erhalt und Pflege der Artenvielfalt informieren zu können. Es ist daher von großer Bedeutung, die Lücken zwischen Biodiversitätsdatenerhebung und den Dateninfrastrukturen zu schließen, um eine bessere Entscheidungsfindung auf nationaler und transnationaler Ebene, sowie in der lokalen Landnutzungs- und Naturschutzpraxis zu ermöglichen. 

Forschungsfragen

Das Projekt ENABLElocal folgt drei Forschungslinien: 1. Identifizieren von Bedarfen und Fragestellungen von Entscheidungsträger*innen im örtlichen Naturschutz, die von Biodiversitätsdaten informiert werden können, und Benennung von sozialen Herausforderungen der Datenintegration. 2. Abgleich der Biodiversitätsdatenbedarfe mit bestehenden Datenbeständen, etwa zu Artenvorkommen und Habitatzustand, Identifizieren von Lücken sowie untersuchen von Potenzialen von Fernerkundungsdaten zum Schließen dieser Lücken. 3. Ermöglichen einer Datenintegration über verschiedene Skalen durch das Einbringen von Instrumenten und den Aufbau von Kapazitäten bei lokalen Praxisakteuren im Naturschutz. 

Insgesamt zielt das Projekt die Förderung von Datenströmen zwischen Naturschutzakteuren und Biodiversitätsmonitoring-Programmen sowie Dateninfrastrukturen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene. ENABLElocal evaluiert die Nützlichkeit und Nutzbarkeit von Daten bei der Unterstützung von Entscheidungen im lokalen Landbewirtschaftungs- und Naturschutzmanagement. 

Partizipativer Forschungsansatz (Reallabore)

Um diese Forschungsfragen zu beantworten, nutzt das Projekt einen transdisziplinären Forschungsansatz mit Einbindung von betroffenen Akteuren in allen Phasen des Forschungsprozesses. In einer Serie von Workshops und Interviews mit lokalen Praxisakteuren aus Landbewirtschaftung und Naturschutz, sowie mit Forschenden und Verwaltungsakteuren, werden relevante Fragestellungen identifiziert und ein gegenseitiger Wissensaustausch entwickelt, um Politikempfehlungen, Produkte und Instrumente für die Anwendung abzuleiten. Diese ‚Reallabore‘ werden in drei Fallstudienregionen in den beteiligten Partnerländern durchgeführt. Die Fallstudien betrachten Landbewirtschaftung und Naturschutz in a) einem Biosphärenreservat (CZ), b) Wildbienenhabitaten auf Sandmagerrasen (SE) und c) extensive Streuobstwiesen (DE). Durch die partizipative Forschung sollen unmittelbare transformative Wirkungen in den lokalen Fallstudienregionen angestoßen werden. Im Vergleich der drei Fallstudien, können darüber hinaus allgemeine Empfehlungen für Politik und Forschung auf nationaler und internationaler Ebene abgeleitet werden. Die individuellen Fallstudienergebnisse werden zusammengefasst in frei verfügbaren Kommunikationsprodukten (Ein Praxishandbuch, sowie Fallstudienberichte in der jeweiligen Landessprache) und in einem internationalen Praxisworkshop präsentiert, um den Kapazitätsaufbau auch über die Fallstudienregionen hinaus zu ermöglichen. 

Partner

  • ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
  • CzechGlobe – Global Change Research Institute of the Czech Academy of Sciences (UVGZ), Brno, Czechia
  • Lund University, Department of Biology, Lund, Sweden

Funding

Diese Forschung wird gefördert von Biodiversa+, der European Biodiversity Partnership, im Rahmen des Projekts ENABLElocal unter dem Dach des Förderaufrufs 2022–2023 BiodivMon. Das Projekt ist co-finanziert von der Europäischen Kommission  (GA No. 101052342) und den folgenden Förderorganisationen: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Technologieagentur der Tschechischen Republik, Schwedische Umweltschutzbehörde.